Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion: „Unternehmen Barbarossa", 70 Jahre danach

Veröffentlicht am 24.06.2011 in Veranstaltungen
Prof. Dr. Wolfram Wette
Der Referent

Auf einer Veranstaltung des Willy-Brandt-Freundeskreises Rhein-Neckar und der SPD Sandhausen sprach Prof. Dr. Wolfram Wette, Professor der Neuesten Geschichte an der Universität Freiburg, anlässlich des 70. Jahrestages des Überfalls Nazideutschlands auf die Sowjetunion zum Thema „Folgen des 22. Juni 1941“. Wolfram Wette ist zusammen mit Gerd Ueberschär Herausgeber des Buches „Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion“. „Unternehmen Barbarossa“ war der Codename für den Angriffskrieg gegen das Nachbarland (der eigentliche Nachbar Polen war bereits von der Landkarte gelöscht), mit dem Deutschland einen Nichtangriffpakt geschlossen hatte und den es am 22. Juni 1941 brach.

Der gewählte Codename war wohl unfreiwillig ein böses Omen, auf seinem Kreuzzug ertrank Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) im Fluss Saleph.

Willy-Brand-FreundeskreisProf. Gert Weisskirchen begründete die Notwendigkeit einer Gedenkveranstaltung mit dem Verschwinden individueller Erinnerung. Dass der Krieg kein Krieg im üblichen Sinne, sondern ein Vernichtungskrieg war, machte er am Beispiel Weißrussland deutlich: Ein Drittel der Bevölkerung von Belarus verlor sein Leben.

Wette begann seinen Vortrag mit einer „guten Geschichte“: Trotz der unsäglichen Kriegsleiden haben Russland und Deutschland heute ein wechselseitig gutes Bild voneinander. Das war nicht immer so. In den fünfziger Jahren beherrschte die Angst, „die Russen kommen“ die deutsche öffentliche Meinung. Die CDU/CSU bediente diese in Wahlkämpfen: „Alle Wege des Sozialismus führen nach Moskau“ zeigte einen beutegierigen Sowjetsoldaten als Bedrohung. Im Übrigen wurde die Geschichte des Krieges im Osten verdrängt. Die deutsche Wehrmacht – das war klar – hatte sich immer untadelig verhalten. Erst mit der Ostpolitik von Willy Brandt, Walter Scheel und Egon Bahr begann sich das Bild zu wandeln. Die Wehrmachtsausstellung 1995 brachte die vorherrschende Meinung über die Wehrmacht ins Wanken.

Der Referent konnte belegen, dass die Wehrmacht bestens auf Grausamkeiten vorbereitet war. In einer Grundsatzrede vor Generälen am 30. März 1941 hatte Hitler einen Freibrief zur Behandlung des Feindes im bevorstehenden Krieg ausgestellt – der „Kommissarbefehl“ ist nur ein Beispiel, das gewollte Sterbenlassen von Millionen sowjetischer Kriegsgefangener in deutschen Lagern ein weiteres.

Dass der Angriffskrieg kein Präventivkrieg war, ist heute wohl unumstritten, auch ein Truppenaufmarsch an der deutsch-sowjetischen Grenze ändert nichts an dieser Einschätzung. Hätten sich die sowjetischen Truppen anfänglich so schnell überrennen lassen, wenn sie im Begriff standen, in Deutschland einzufallen?

Der Ausgang des Zweiten Weltkrieges, dessen Hauptlast die Bevölkerung der Sowjetunion zu tragen hatte, führte zum Aufstieg des Landes zur Weltmacht und zum Stolz auf die Leistung im „Großen vaterländischen Krieg“, den Stalin ziemlich ideologiefrei, nur auf die patriotische Karte setzend, erfolgreich ausgerufen hatte.

Dem Vortrag von Prof. Wette schloss sich eine lange Diskussion an. Hier fehlten erwartungsgemäß auch Hinweise auf Gräuel von sowjetischer Seite nicht, auch solche auf Soldaten der Wehrmacht, die sicher sauber geblieben waren. Das blieb unbestritten, widerlegte jedoch nicht, dass 9 Millionen sowjetische Zivilisten ohne Mitwirkung der Wehrmacht ihr Leben nicht hätten verlieren müssen. Es bleibt noch Vieles historisch aufzuarbeiten, die bisherige Aufarbeitung wird aber schon heute als eine Kulturleistung ersten Ranges angesehen.

Am Ende der Veranstaltung gab es noch einen allseits begrüßten Vorschlag: Beim nächsten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar sollten auch Vertreter der betroffenen Zivilbevölkerung zu Worte kommen.
Dieter Lattermann.

 

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