Friedrich Scheerer Unter diesem Titel war eine Veranstaltung mit Beate Weber, der ehemaligen Oberbürgermeisterin Heidelbergs, und Friedrich Scheerer, Kandidat für das Bürgermeisteramt in Walldorf, angekündigt worden. Der Klimawandel hatte seine lokalen Auswirkungen jedoch noch nicht gezeigt, die vorgesehene Rednerin des Abends war auf der Fahrt nach Walldorf im Schnee stecken geblieben. Von Erderwärmung also keine Spur. Der Bürgermeisterkandidat konnte die entstandene Lücke im Programm aber gut füllen.
Aus seiner zehnjährigen Erfahrung als Bürgermeister der Schwarzwald-Gemeinde Mönchweiler berichtete Scheerer von Beispielen nachhaltigen Handelns, die er gern auf Walldorf übertragen und weiterentwickeln möchte. Die Zuhörer stellten mit Erstaunen fest, dass es Politiker gibt, die Visionen haben. Das ist heute eher selten. Eine von Scheerers Visionen ist die von der Unabhängigkeit der Gemeinde von externen Energielieferanten. Er ist überzeugt, dass auf diesem Gebiet mehr möglich ist als gemeinhin geglaubt wird.
Eine Schlüsselrolle spielten dabei kommunale Stadtwerke, die konsequent auf die Nutzung alternativer Energiequellen und auf Energiesparen setzen können. Sie haben den Energieriesen wie EnBW gegenüber den großen Vorteil, nicht auf Rendite angewiesen zu sein. Dennoch kann eine Gemeinde mit Energieautarkie sogar Geld verdienen. Wichtig ist Scheerer, „Herr im eigenen Haus“ zu sein und keine Beteiligung Externer an den Stadtwerken zuzulassen. Allerdings haben Stadtwerke den Nachteil, keine so einflussreiche Lobby zu haben wie die großen Konzerne. Gute Öffentlichkeitsarbeit kann hier helfen.
Die vom Bürgermeisterkandidaten gegebenen Impulse führten zu einer regen Diskussion. Ein Hauptbedenken gegen die Förderung regenerativer Energiequellen wie Photovoltaik waren die Kosten, die Einspeisungsvergütungen allen Bürgern aufbürden. Hier erhielt Scheerer Schützenhilfe von einem Zuhörer: Umweltschutz ist nicht umsonst zu haben, zahlt sich aber langfristig, vielleicht erst bei den Enkeln und Urenkeln, aus. Auch Anderes sei zu bedenken: Der Anbau von Pflanzen zur Gewinnung von Biomasse führe zu Verwerfungen in der Landwirtschaft und zur Zerstörung wertvoller Waldgebiete, insbesondere in Verdichtungsräumen. Sorgfältiges Abwägen, so Scheerer, sei natürlich geboten. Er sieht langfristig einen sich verstärkenden Druck zu lokalen Lösungen.
Dass damit das Ende der Globalisierung gekommen sei, bezweifelten Zuhörer. Beate Weber hätte an dieser Stelle sicher das Motto „Global denken, lokal handeln“ zitiert. Aber auch weiträumiges Handeln ist gefragt: Wenn Norwegen mit seinen Fjorden besonders geeignet für Pump-Wasserkraftwerke als Energiespeicher ist, muss man das auch von hier aus nutzen.
Ein sehr lokaler Hinweis war nützlich: Bei der energetischen Sanierung von Gebäuden hilft die Stadt nicht nur durch Fördergelder, sondern auch durch kompetente Beratung. Das möchte Friedrich Scheerer ausbauen.
Dieter Lattermann