SPD Walldorf

Nachtschicht im Pflegezentrum Astorstift

Der Ortsverein der Walldorfer SPD hatte unter dem Motto „Gute Wirtschaft in einem sozialen Baden- Württemberg braucht verlässliche Menschen – auch in der Nachtschicht“ nach der Autobahnpolizei, bei einem weiteren Besuch das Pflegezentrum der Astorstiftung besucht.

Auch hier wollten sich die Genossen über die Herausforderungen im Arbeitsfeld erkundigen, Kontakt und Ansprechpartner sein und gleichzeitig auch einmal Danke sagen für den Einsatz, der vor Ort erbracht wird.
Ortsvereinsvorsitzender Roland Portner, Gemeinderätin Dr. Andrea Schröder-Ritzrau, Petra Wahl und Siegfried Kopizenski aus dem SPD Vorstand wurden um 21:30 freundlich vom Leiter des Pflegezentrums Herrn Antritter und vom Pflegedienstleiter Herrn Ernst empfangen. Außerdem nahmen noch die beiden examinierten Pflegekräfte, Frau Feride Dogan und Frau Patrizia Grobelna, als Dienst habende Nachtwachen an dem Besuch teil.
Zunächst informierte sich die Gruppe über das Haus. Das Pflegezentrum hat maximal 70 Bewohner derzeit 82 Mitarbeiter. Es gibt keine Dauernachtwachen im Pflegezentrum. Grundsätzlich wird jeder Mitarbeiter zur Nachtwache eingeteilt. Die Einteilung erfolgt aber ohne Probleme und in enger Abstimmung mit den Pflegekräften und der Pflegedienstleitung – so versicherten uns die Mitarbeiterinnen.

Schnell ging es in dem sehr engagierten Gespräch nicht mehr nur um die speziellen Herausforderungen in der Nachtwache sondern um generelle Probleme in der Pflege. Die Betreuungszeiten für die Bewohner der unterschiedlichen Pflegstufen ist mit z.B. 45 Minuten pro Tag in der Stufe 1 sehr eng bemessen und gewährt auch für die höchste Stufe drei nur 120 Minuten pro Tag. Hinzu kommt, dass der Zeitaufwand für die Dokumentation mittlerweile bis zu einem Drittel der Arbeitszeit einnimmt - Zeit, die nicht direkt den Bewohnern zu Gute kommt.

Pflegeheime befinden sich heutzutage im Spannungsfeld zwischen administrativen Vorgaben/ vorgegebenen Pflegesätzen und den tatsächlichen Aufwendungen für Personal. Die je Bewohner festgesetzten Pflegezeiten reichen im Einzelfall für eine zufrieden stellende Pflege nicht aus. Die Motivation und das Berufsethos leidet, da nur nötige physische Betreuung geleistet werden kann und wenig Zeit für notwendige persönliche Zuwendung und Gespräche verbleibt. Die Folgen sind gehetzte Pflegekräfte.

Der Astorstift steht im Vergleich zu anderen Einrichtungen durch zusätzliche Stellen, die durch die Stadt finanziert werden, gut da. Insgesamt erfährt das Haus in der Walldorfer Bevölkerungen eine hohe Akzeptanz und erhält sehr gute Bewertungen. Darüber hinaus wurde deutlich, dass das System der Pflege allgemein überarbeitet werden muss. Der Mensch ist mehr in den Vordergrund zu stellen, so der einhellige Tenor der Mitarbeiter. Auch der Nachwuchs sei schwer zu gewinnen und ein anstrengender Beruf ohne adäquate Bezahlung sei sicher keine gute Werbung. Gute Arbeitsbedingungen und als gerecht empfundene Entlohnung sind das A und O für Motivation am Arbeitsplatz. Man müsse sich viel mehr an den Ländern orientieren in denen die Pflege besser funktioniert (z.B. Schweden) und sich von dort Anregungen holen.

Die Genossen nahmen die Informationen interessiert auf und tauschten sich auf einer Vorstandsitzung darüber aus. Es wurde angeregt, in die Diskussion mit Politik und Ministerium zu gehen. Die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte müsse die Politik in der Realität kennenlernen und müsse zeigen, wie die Arbeit machbar sein kann – das war der Tenor.

ASR