Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Walldorfer Gespräche“ hatte die SPD in die Astoria-Halle eingeladen. Die Eröffnungsmusik der Band von Oliver Wimmer ließ zunächst vermuten, dass nicht ein Gespräch, sondern ein Pop-Konzert angekündigt worden war. Der Band-Leader, ein E-Gitarrist und ein Schlagzeuger hätten das nicht besser einleiten können. Es ging aber um mehr: Professor Udo Dahmen, der Leiter der Popakademie Mannheim, wollte die Arbeit der in Deutschland bisher einmaligen Einrichtung vorstellen.
In seinem Vortrag blickte er auf die Geschichte der Pop-Musik zurück. In den 60er-Jahren hatte sie zwar ihren ersten Höhepunkt, wurde aber in der Öffentlichkeit als Teil einer Subkultur betrachtet. Dass sie einmal Gegenstand einer akademischen Ausbildung werden könnte, war damals unvorstellbar.
Das Unvorstellbare wurde jedoch mit der Gründung der Popakademie vor 9 Jahren Wirklichkeit. Die Popakademie Baden-Württemberg - University of Popular Music and Music Business - ist eine Einrichtung des Landes Baden-Württemberg in Kooperation mit Partnern aus der Wirtschaft. Sie ist Hochschuleinrichtung und Kompetenzzentrum für die Musikwirtschaft in einem. Seit dem Jahr 2003 kann man an der Popakademie die beiden Bachelorstudiengänge Musikbusiness und Popmusikdesign belegen. Seit dem Wintersemester 2011/12 werden außerdem die Masterstudiengänge Music & Creative Industries sowie Popular Music angeboten.
Die Nachfrage ist groß, die Anforderungen sind es auch. Von 500 Bewerbern pro Jahr werden 90 in die engere Auswahl gezogen, bewiesene Kreativität spielt dabei eine große Rolle. 35 gelingt dann schließlich die Aufnahme. Die halten dann auch zu 90% durch, kein schlechtes Ergebnis angesichts der Zahlen von Studienabbrechern in anderen Fachgebieten.
Prof. Dahmen fasste die Ziele der Ausbildung zusammen:
- eigene Musik machen können,<(li>
- für Dienstleitungen (z.B. als Begleiter oder Komponist) gerüstet zu sein,
- eine eigene Firma betreiben zu können,
- zu unterrichten.
Neben Ausbildung hat sich die Popakademie eine enge Zusammenarbeit mit Mannheimer Schulen auf die Fahne geschrieben:
- InPop, womit sich die Popakademie Baden-Württemberg an Mannheimer Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund richtet. Ziel und Grundidee ist es, die Integration durch Förderung und Verbesserung der Sprachkompetenz mittels Musik weiter zu unterstützen. Im Zuge dessen finden über einen Zeitraum von drei Jahren an fünf Mannheimer Schulen für ca. 200 Schüler regelmäßige Coachings im Bereich der Popmusik statt. Zur Dokumentation des Projektes werden die wöchentlichen Coachings durch eine wissenschaftliche Begleitung evaluiert. Das Projekt soll nun mit einem BMBF- Antrag in die Fläche getragen werden, und
- School of Rock, bei dem Schüler, die vorher noch nie gesungen oder ein Instrument gespielt haben, plötzlich auf der Bühne stehen und mit ihrer Musik das Publikum begeistern. Studierende und Dozenten des Popmusikdesign- Studiengangs gehen auf eine Coaching- Tour durch die Schulen der Region Rhein- Neckar und machen gemeinsam mit Schülern und Lehrern Musik. Im Jahr 2010 wurde School of Rock unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Botschafter für das „Land der Ideen“ und somit Repräsentanten für das Innovationspotenzial Deutschlands.
Welche Integrationskraft Popmusik entfalten kann, wurde deutlich, als Prof. Dahmen die Zuhörer zum Mitmachen bei einer „Pop Percussion“ aufforderte. Alle gaben ihr Bestes und wurden mit weiteren Musikstücken des Trios belohnt.
Dieter Lattermann
Einige Eindrücke von der Veranstaltung können Sie hier sehen.
